Als Kind armenischer Eltern in Iran geboren, wuchs Antoin Sevruguin (1851-1933) im georgischen Tiflis auf und arbeitete später in Teheran. Sein Ziel war es, ein möglichst umfassendes Porträt seiner Wahlheimat zu schaffen. Schon damals wurden seine Lichtbilder in europäischen Büchern publiziert, er wurde mit Goldmedaillen ausgezeichnet und 1900 durch den Schah geadelt. Für sehr viele internationale und iranische Fachleute aber ist Antoin Sevruguin immer noch ein «Ausländer», jemand, der Land und Leute mit «fremdem Blick» fotografierte. Aber stimmt das? Wie erkennen wir heute, ob Sevruguins Fotos «exotisch», «orientalistisch», «ethnographisch» oder «iranisch» sind? Und weiter gefragt: Wie haben denn seine Zeitgenossen die Aufnahmen verstanden? Uns heute erzählen diese Aufnahmen zwar von einem fernen Land und einer anderen Zeit, berichten von Glanz und Elend, von Moderne und Armut, von Schönheit und Wildheit – bewegend, befremdend, erheiternd und staunenerregend. Doch die Bilder lehren uns auch, dass vieles erst auf den zweiten, dritten Blick verständlich wird.