
We missed you dearly, LANGE NACHT 2020!
Wir können einfach nicht ohne, darum die schönsten Momente der LANGEN NACHT der letzten Jahre.
Ein vorfreudiges Begrüssen, man kennt sich, teilweise. Gemeinsam begibt sich die Gruppe in den Chipperfield-Bau. Madeleine Witzig, kunstvermittlerin am Kunsthaus Zürich, beginnt sogleich und erzählt von Würfeln, Hermetik, Sichtachsen, Lichtquellen, der Bodenbeschaffenheit, ein umweltfreundlicher Marmor, Sandstein, Kalkstein, recyceltem Sichtbeton, Halbsäulen aus dem Jura, handgeschnittenen Balustraden und Messinggeländer. Sie vermittelt ein Gefühl für den Bau, wir dürfen berühren und ertasten. «Kommen Sie meiner Stimme nach», ruft Madeleine Witzig. Die grosse Gruppe, 18 Teilnehmer*innen und Helfer*innen, geht weiter zum ersten Gemälde. Wir sind an einer Führung für blinde und sehbehinderte Menschen. Madeleine Witzig beschreibt eindringlich das erste, ein von Henri Matisse gemaltes Werk; die südfranzösische Landschaft. Sie schildert nicht nur das, was von Auge zu sehen ist, sondern vermittelt eine Vorstellung der Grösse und Beschaffenheit des Gemäldes und wo es im Raum hängt. Ferner erfahren wir den Weg des Bildes in die Sammlung und einiges über den Stil des Bildes sowie den Maler. Für Madeleine Witzig sind die Führungen für Sehbehinderte und Blinde eine Herzensangelegenheit – und das spürt man.
«Von London bis St. Petersburg und Washington war ich überall im Museum, auch als ich noch sah. Bei Führungen wie dieser sieht man nicht alles, aber im Geist hat man eine Vorstellung davon. Man muss auch nicht alles sehen, denn das Wesentliche sieht man doch. Schlussendlich ist es die Vorstellung, die man davon hat.»
– Pia Rinaldi, Besucherin der Führung im Kunsthaus Zürich
Anhand ausführlicher Bildbeschreibungen und dem Tasten wird Kunst für Menschen mit Sehbehinderung im Museum erfahrbar. Audioguides und -beschreibungen, innovative Ansätze wie taktile Grafiken und 3D-Objekte sowie multisensorische Ausstellungen sind weitere Möglichkeiten, Exponate für alle Besucher*innen zum Leben zu erwecken. Nachfolgend eine Auswahl der Angebote in unseren Zürcher Museen:
Im Landesmuseum findet am 10. November eine taktile Reise in die Vergangenheit statt. Auf dieser Führung für Menschen mit Sehbehinderung werden die historischen Zimmer im Landesmuseum Zürich erkundet. Und am 12. Dezember sind Menschen mit Sehbehinderung eingeladen, gemeinsam mit einer Fachperson Geschichte hautnah zu erleben – mit Objekten zum Anfassen, die ferne Zeiten begreifbar machen.
«Wir Sehbehinderten dürfen zu bestimmten Zeiten an die Führungen kommen. Das ist für uns sehr schön. Es ist viel intimer, wir dürfen nahe an die Kunstwerke ran und ausgewählte Skulpturen mit grosser Vorsicht anfassen. Das ist fantastisch. Wir können auf unseren Stühlen im Kreis sitzen und in Ruhe den Ausführungen der Kunstvermittler*innen lauschen.»
– Inge Hübner, Besucherin der Führung im Kunsthaus Zürich
Das Helmhaus Zürich lässt von Michael Vogt, von Audio Deskription Network, jeweils eine Audiodeskription der Ausstellung verfassen. Michael Vogt selbst ist sehbehindert und verfasst die Besprechung selbstständig. Die ausstellungsspezifische Audiodeskriptionen mit Werkbeschreibungen und Hintergrundinformationen zu den Ausstellungen und zur Arbeit der Künstler*innen können auf der Website unter den jeweiligen Ausstellungen abgerufen werden.
Gemeinsam mit der Schweizerischen Märchengesellschaft lädt focusTerra ETH Zürich am 30. Oktober und 15. Januar zu zwei spannenden Entdeckungsnachmittagen ein. Besonders ist das Thema «Wellen», die man in einigen interaktiven Exponaten der Sonderausstellung «Wellen – Tauch ein» auch spüren kann.
Und auf Anfrage bietet der Zoo Zürich für Menschen mit Sehbeeinträchtigung einen sinnlichen Zoorundgang.
Die Angebote sind da, die Ideen auch. Nicht nur in unseren Museen, sondern schweizweit.
«Zum inklusiven Museum gibt es noch einen Weg zu gehen. Einen, bei dem Museen und Kulturinstitutionen sich immer wieder mit sehbehinderten Menschen austauschen, ihnen zuhören und mit ihnen zusammenarbeiten sollten, um zu verstehen, was ihre Bedürfnisse sind. Wünschenswert ist, dass sich Kultureinrichtungen divers aufstellen und Menschen mit Behinderungen bereits bei der Entwicklung von Kulturangeboten mitbestimmen und ihre Perspektive einbringen dürfen», das ist Sara Stockers Wunsch, Beraterin Pro Infirmis Fachstelle Kultur inklusiv. Und das ist auch unser Wunsch zum heutigen «internationalen Tag des weissen Stocks», an dem weltweit auf die Situation blinder und sehbehinderter Menschen aufmerksam gemacht wird.
Wir können einfach nicht ohne, darum die schönsten Momente der LANGEN NACHT der letzten Jahre.
Mit den kleinen Rackern ins Museum! Tipps für einen gelungenen und garantiert stressfreien Besuch.
Zum Tag des Lächelns nehmen wir uns Carl Reiners Worte zu Herzen – und zeigen, was es in den Museen zum Schmunzeln gibt.
Weil heute Weltspartag ist, erfahrt ihr, in welchen Zürcher Museen der Eintritt gratis ist.