
We missed you dearly, LANGE NACHT 2020!
Wir können einfach nicht ohne, darum die schönsten Momente der LANGEN NACHT der letzten Jahre.
Schau-Lust pur in unseren Museen: erotische Skulpturen, sexuelle Bilder und vieles mehr rund ums Lustspiel. Aus verschiedenen Epochen und verschiedenen Kulturen. Unbedingt die Bilder dazu anschauen.
Sexuelle Darstellungen auf Tafelgeschirr: Die sogenannte Terra Sigillata-Keramik gehört zu den Entdeckungen der römischen Alltagskultur aus Zürich, der kaiserzeitlichen Zollstation TURICUM. Speziell beliebt unter der Gefässkeramik sind die Reliefschüsseln. Sie zeigen ein abwechslungsreiches Spektrum von Motiven, die von Pflanzen- und Tierabbildungen, über Götter- und Mythendarstellungen sowie Gladiatorenkämpfen hin zu erotischen Szenen reichen. Der Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt. Zu bestaunen auf Anfrage bei den Archäologischen Fenstern, der Stadtarchäologie.
Die sexuelle Revolution, Pille und Homosexualität: Bei Einfach Zürich finden sich gleich mehrere Themen rund um Sex und Erotik. Die Antibaby-Pille und der Minirock sind Teil der «sexuellen Revolution». Weil eine Frau Mini trägt, wird sie 1967 aus dem Café Odeon verwiesen. Es folgen Protestaktionen und die Besetzung des Odeons. 1969 sorgt ein Minirock für erneuten Wirbel: Die Künstlerin Verena Voiret versteigert ihr Kleid mithilfe des Künstlers Dieter Meier. Mit dem Erlös wird ein Antibaby-Pillen-Automat gekauft. 2002 sagen die Stimmbürger*innen Zürichs ja zur Registrierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Die Einführung per Volksabstimmung ist eine Weltpremiere. Im Sommer 2003 trägt das erste schwule Paar, Röbi Rapp und Ernst Ostertag, ihre Partnerschaft ein. Ausgestellt ist Röbis Charleston-Kleid, das er bei seinen legendären Auftritten im Umfeld des «Kreises» hatte. Übrigens auch Filmtitel ihrer bewegenden Geschichte. Der Film war 2014 in der Vorauswahl der «Oscars».
Wollüstige Statuen und viel Wissen um die Fortpflanzung: Die ältesten bekannten Kunstwerke entstanden vor ca. 44’000 Jahren während der Eiszeit. Neben Darstellungen von Tieren auf Knochen und Geweihen sind es vorwiegend Frauenstatuetten. Männerdarstellungen wurden bisher kaum gefunden. Besonders hervorgehoben sind die weiblichen Formen der vermutlichen Fruchtbarkeitsgöttinnen («Idole»). Sie zeigen die grosse Bedeutung der Fruchtbarkeit für die Menschen von damals. Ganz besonders sind die Venus von Lespugue, die Venus von Vestonice und die Venus von Willendorf. Und im Shop zu kaufen: ein Replikat der Venus von Wisternitz. Gewusst, dass sich Sperma aus den Spermien und Sekreten von Samenblasen (60 %) und Prostata (30 %) zusammensetzt? Auch das erfährt man zum Thema Fortpflanzung im Kulturama Museum des Menschen – mit Begutachtung echter Geschlechtsorgane.
Die künstliche Frau – ein uralter Männertraum: Sie wird zum Liebesobjekt und erwacht damit zum Leben, das «Ditti» oder «Tuntschi». Aus Holz, Lumpen und Stroh gebastelt. Die Älpler füttern sie mit Käse und Rahm, spielen und schwatzen mit ihr – und missbrauchen sie. Plötzlich wird die Puppe lebendig, sie rächt sich an einem der Sennen, tötet ihn und spannt seine Haut aufs Dach. Das die Sage, deren Wurzeln bis in die Antike reichen. In den «Metamorphosen» des römischen Dichters Ovid findet sich die Geschichte von Pygmalion, der aus Elfenbein eine Frau fertigt und sich in sie verliebt. Durch die Kraft der Venus wird sie lebendig und gebärt ihm eine Tochter. Aktuell im Landesmuseum in der Ausstellung «Sagen aus den Alpen».
Prickelnde Suche: Keine Lust, aus dem Haus zu gehen? Im eMuseum vom Museum für Gestaltung findet sich allerlei. Einfach bei der Suchmaske «Erotik», «Liebe», «Sex», «Romantik» und «Verhütung» eingeben. Plakate, Poster und Plastik; der Fantasie und Neugier sind bei der Suchspielerei keine Grenzen gesetzt.
Erotische Farbholzschnitte aus Japan: Bilder mit Darstellungen sexualen Verkehrs werden in Japan häufig «Shunga», wörtlich «Frühlingsbilder» genannt. Offiziell waren sie verboten und unterlagen der Zensur, doch im privaten wurden sie en masse produziert und zirkuliert. Praktisch alle bekannten Holzschnittkünstler haben Shunga entworfen, da dies ein lukratives Geschäft war. Bis 1868 war der Umgang mit Sexualität und damit auch mit Shunga ungezwungen und von Schamgefühlen befreit. Sie wurden von Frauen und Männern, Jung und Alt, sozialer Elite und normalem Volk konsumiert. Dienten nicht nur als Stimulation, sondern auch als Lehrbuch und Talisman für ein gesundes Eheleben. Zu sehen im Museum Rietberg.
Gestohlene Gefühle: Die Falkner-Szene beim Schauplatz Brunngasse zeigt einen wilden Kerl zu Pferd, der einer vornehmen Dame den Falken entführt. Der gezähmte Greifvogel der mittelalterlichen Falknerei war neben einigem anderem auch ein Symbol der Liebe, der Emotion. Der Falkner, die Falknerin, musste zum Greifvogel eine gute Beziehung aufbauen, damit er freiwillig bleibt oder nach der Jagd wieder zum Besitzer, zur Besitzerin zurückfliegt. Was bedeutet nun diese Szene an der Brunngasse? Ein Raub der Emotion, eine Verführung oder gar Schlimmeres?
Verführerische Wertpapiere: In der Zeit des Jugendstils wurde die Plakatkunst mit ihren neuen Techniken und anspruchsvoller künstlerischer Gestaltung zu einer anerkannten Kunstform. In der berühmten Druckerei und Werbeagentur «Imprimerie et Publicité Charles Verneau» liessen bekannte Künstler wie Steinlen oder Toulouse-Lautrec ihre Plakate drucken, die auch für freizügige Pariser Tanzlokale wie das Moulin Rouge warben. Vielleicht davon inspiriert wählte die Gesellschaft 1899 eine erotische junge Dame als Motiv für ihr Aktienzertifikat. Dieses sowie weitere historisch erotische Wertpapiere sind im Schweizer Finanzmuseum ausgestellt.
Uhren und Erotik: Schon um 1700 waren Uhren mit erotischen Darstellungen beliebte Sammelstücke und «conversation pieces»: angedeutete Erotik in Miniaturen, deutliche Darstellungen sexueller Begegnungen in Bildern sowie mechanische Automaten mit beweglichen Figuren. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden explizite Motive verboten – mit der Begründung, dass Frauen und Kinder die Uhren in Heimarbeit herstellten. Das Verbot machte die erotischen Uhren noch begehrter. Die Folge: Erotische Automaten wurden unter Deckeln oder harmlosen Motiven versteckt. Durch die Verheimlichung wurde das Tragen der Zeitmesser natürlich geheimnis- und reizvoller. Auch heute ist das Genre erotischer Uhren beliebt; historische wie zeitgenössische Objekte, wie die vom virtuosen Uhrmacher Svend Andersen. Bei seinen «Eros»-Armbanduhren lässt sich das unverfängliche Zifferblatt drehen – et voilà – auf der Unterseite verbergen sich uhrmacherisch hochkomplexe erotische Szenen. Mehr dazu im Uhrenmuseum Beyer.
Gefährliche Bücher: In der neuen Ausstellung im Strauhof «Satanische Verse und verbotene Bücher» (ab 02.03.) wird es einiges zu Erotik und Sex geben wie Li Yü, Jou Pu Tuan (Andachtsmatte aus Fleisch), ein erotisch-moralischer Roman aus der Ming-Zeit (1634). Jou Pu Tuan erzählt die Geschichte eines jungen Akademikers: Nach ausführlichen erotischen Ausschweifungen wechselt der Protagonist die «Andachtsmatte aus Fleisch» gegen die «Andachtsmatte aus Bast» – und wird Mönch. Der Autor Li Yü rechtfertigt seine expliziten erotischen Darstellungen damit, dass im Verlauf des Romans die Begierde des Lesens wie die heilsamen Stiche der Akkupunktur wirken solle. Insbesondere die 60 Holzschnitt-Illustrationen führen dazu, dass das Bundesgericht 1961 in letzter Instanz die Verbrennung der «polizeilich beschlagnahmten 1480 Buchexemplare, ferner des in der Buchdruckerei beschlagnahmten Drucksatzes und Manuskripts der Übersetzung» anordnet.
Wir können einfach nicht ohne, darum die schönsten Momente der LANGEN NACHT der letzten Jahre.
Mit den kleinen Rackern ins Museum! Tipps für einen gelungenen und garantiert stressfreien Besuch.
Zum Tag des Lächelns nehmen wir uns Carl Reiners Worte zu Herzen – und zeigen, was es in den Museen zum Schmunzeln gibt.
Weil heute Weltspartag ist, erfahrt ihr, in welchen Zürcher Museen der Eintritt gratis ist.