Studienzentrum Textil im Landesmuseum Zürich. 2019 © Schweizerisches Nationalmuseum
Die Sammlung. Dauerausstellung im Westflügel. 2023 © Schweizerisches Nationalmuseum
Musterbuch der Firma Stünzi, Horgen. 1836-1846. LM 159230. © Schweizerisches Nationalmuseum
Depot Sammlungszentrum Affoltern am Albis. 2020 © Schweizerisches Nationalmuseum

Frau Franzen, Sie sind seit 2015 als Sammlungskuratorin im Landesmuseum tätig. Das bedeutet, Sie betreuen unter anderem die Sammlung(en) des Hauses. Können Sie uns Ihre Arbeit genauer beschreiben?
Am Schweizerischen Nationalmuseum betreue ich die Sammlung historische Textilien, Kostüme und Schmuck bis 1850 sowie Trachten und die Textilarchive der Zürcher Seidenindustrie. Als Sammlungskuratorin sammle ich Textilien und Mode vor dem Hintergrund des Sammlungskonzepts des Schweizerischen Nationalmuseums. Ich beurteile auch Schenkungs- und Kaufangebote, die wir erhalten. Die Flachtextilsammlung bis 1850 wird gezielt mit textilen Objekten erweitert, die das vergangene Schaffen in der Schweiz dokumentieren. Im Bereich der Bekleidung suchen wir Kleidung und Accessoires mit gesicherter Provenienz und kulturgeschichtlich relevanter Geschichte. Wichtig ist auch die Kontextualisierung, die etwa über die Oral History geschieht.
Ich bin verantwortlich für die Dokumentation und wissenschaftliche Erforschung der Sammlung. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist auch das Erteilen von Auskünften bei Anfragen von Laien und Fachkolleginnen und -kollegen. Andererseits übernehme ich die Leitung oder Mitarbeit bei Ausstellungsprojekten des Schweizerischen Nationalmuseums gemäss der Ausstellungsplanung. Zu meinen Tätigkeiten gehören neben der Planung von Veranstaltungen auch Museumsführungen oder die Teilnahme an nationalen und internationalen Fachgremien. Es ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit und ein grosses Privileg, sich täglich mit spannendem Kulturgut und aktuellen musealen Fragen, wie Nachhaltigkeit oder Partizipation, beschäftigen zu dürfen.

Worin unterscheidet sich ihre Tätigkeit von der einer Ausstellungskuratorin?
Als Sammlungskuratorin betreue ich die Sammlung Textil und Mode und mache auch Ausstellungen. Eine Ausstellungskuratorin betreut keine Sammlung und macht ausschliesslich Ausstellungen. Da die Sammlung für die Öffentlichkeit zugänglich ist, stehe ich häufig in Kontakt mit Personen aus der Lehre, der Forschung, dem Design oder mit Privatpersonen, die sich für die Textil- und Schmucksammlung interessieren.

Welche Herausforderungen bringt die Kuration von Sammlungen mit sich?
Kulturhistorische Museen sind oft mit der Tatsache konfrontiert, dass in der Vergangenheit sehr viel gesammelt wurde und sie kämpfen mit Platzproblemen. Wir prüfen daher Neuzugänge sehr sorgfältig.  Kleider und Accessoires sind dabei als Objekte oft besonders emotional aufgeladen. Sie sind eng mit ihren vormaligen Trägerinnen und Besitzern verbunden und es ist berührend zu erfahren, welche Geschichten sich hinter den Dingen verbergen. Gerade dieser Aspekt macht es manchmal auch nicht einfach, ein Angebot für die Sammlung ablehnen zu müssen.
In Bezug auf das Kuratieren von Textilsammlungen kann man sagen, dass Kleider und Stoffe ein sehr fragiles Kulturgut darstellen. Bei Präsentationen müssen wir uns immer wieder fragen: Wie haucht man etwa einer statischen Darstellung von Kleidern auf Puppen Leben ein. Dabei müssen wir die Objekte in Vitrinen schützen und vor zu viel Licht bewahren. Als kulturhistorisches Museum versuchen wir zudem, historische Gewebe und Mode in einen grösseren gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen. Ein kontinuierlicher Dialog mit Fachleuten, Ausstellungsgestaltern oder dem Publikum ist zentral.

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