Norbert Günther, Musée Visionnaire. Foto: Manuela Hitz
Bild: Morscha, Assistentin der Cheftechniker in der Kunsthalle Zürich
Nils Howald, Museum für Gestaltung Zürich

Nils Howald, Norbert Günther und Attila Panczel haben etwas gemeinsam: Sie sind die unsichtbaren Technikhelden dreier Zürcher Museen. Attila Panczel ist seit Jahrzehnten der Cheftechniker der Kunsthalle Zürich und hat bereits dutzende Ausstellungen ermöglicht und realisiert. Nils Howald ist Museumstechniker und Schreiner und seit dem Jahr 2000 im Museum für Gestaltung in Zürich tätig. Norbert Günther ist als Ausstellungsmacher, Kunsttransporteur sowie als Verantwortlicher für den Auf- und Abbau von Ausstellungen die gute Seele des Musée Visionnaires. Zudem wohnt er direkt um die Ecke vom Museum und wurde bereits mehrmals für Notfälle angefragt.

Attila Panczel, könnten Sie uns etwas über einen besonders herausfordernden oder ungewöhnlichen Auftrag berichten, den Sie in Ihrer Karriere als Cheftechniker in der Kunsthalle ausführten?
Zu einem herausfordernden Ausstellungsumbau könnte man einen Roman schreiben. Ich bin seit 28 Jahren in der Technik und habe den Wandel der Kunst und ihrer Materialien, Maschinen und Geräte miterlebt. Alles ist zugleich komplizierter und einfacher – aber es gibt mehr Möglichkeiten.
Was die gezeigte Kunst betrifft: Für einen Techniker ziemt es sich aus meiner Sicht nicht, ein Urteil darüber zu fällen. Es gehört zur Professionalität, das Beste aus den Ideen zu machen und das eigene Befinden hinten anzustellen. Ich bin Techniker, Geburtshelfer und Ausführender – dafür und nur dafür beauftragt. Das Urteil danach fehlt natürlich nicht, schließlich baut man es ja auf oder stellt es gleich selbst her. Es ist ein Job, ein sehr interessanter für einige, zu stressig und chaotisch für andere.

Nils Howald, gibt es ein bestimmtes Projekt oder eine Ausstellung, auf die Sie in Ihrer Laufbahn im Museum für Gestaltung besonders stolz sind, und warum?
Wir bauen so viele Ausstellungen, dass es schwer ist, eine hervorzuheben. Aber für die Ausstellung «SBB CFF FFS» durfte ich gleich zwei Exponate von A bis Z betreuen. Das eine war der verkleinerte Nachbau des für die Expo 64 gebauten Circarama. Mit einem Durchmesser von 5,5 Metern und einer Höhe von über 2 Metern war das Rondell das grösste und schwerste schwebende Bauteil, das ich je gebaut habe. Das Gewicht hing an Stahlseilen über den Köpfen der Besucher*innen, die im Inneren auf der über 16 Meter langen Leinwand den historischen 360°-Film «Rund um Rad und Schiene» sehen konnten. 
Die zweite Arbeit, die ich für diese Ausstellung gemacht habe, war eine Teilrestaurierung der Bar eines Trans-Europ-Express. Ein Teil davon lagerte auf dem Dachboden von SBB Historic. Leider waren nicht alle Möbelteile vollständig erhalten und es gab auch defekte Teile, sodass ich nach einer ersten Teilrekonstruktion in unserer Werkstatt passende Teile nach Plänen und Fotos nachbauen durfte. Die letzten fehlenden Teile konnten wir von den SBB-Werkstätten in Altstetten ausleihen, sodass die Bar in unserer Ausstellung fast wieder so aussah wie 1961, als der legendäre Trans-Europ-Express (TEE) in der Schweiz in Betrieb genommen wurde.

Norbert Günther, wie sind Sie dazu gekommen, in der Welt der Museumstechnik zu arbeiten – und warum sind Sie dem Musée Visionnaire erhalten geblieben?
Ursprünglich als Studentenjob geplant, habe ich vor über 30 Jahren bei der Galeristin, die 2013 mit ihrer Familie das Musée Visionnaire gründete, eine Art Kunsthändler-Lehre absolviert. Als heute freischaffender Ausstellungsmacher und Kunstlogistiker durfte ich während bald elf Jahren im Auftrag des Musée Visionnaires schon Transportreisen nach z. B. Hamburg, Paris, Montpellier, Mailand oder Sizilien unternehmen und die mitgebrachten Werke im Museum platzieren. Dabei gibt es immer wieder scheinbar unlösbare technische Herausforderungen, die wir dann aber in der Regel mit vereinten Kräften meistern. Diese Prozesse erweitern jeweils das Repertoire der unsichtbaren Held*innen ungemein und sind wohl ein typisches Charakteristikum der «guten Seele» eines Museums – übrigens ein charmanter Übername; eine von mir sehr geschätzte Kundin bezeichnet mich nämlich augenzwinkernd immer als ihre «Allzweckwaffe».
Ich liebe es zu szenografieren und freue mich regelmässig über besondere Begegnungen und Kollaborationen mit Künstler-Persönlichkeiten. Das (Dream-)Team im Musée Visionnaire ist klein, aber fein, und neben dem unkonventionellen Schwerpunkt der Aussenseiterkunst ist es last but not least einer der schönsten Arbeitsorte der Stadt Zürich: Er befindet sich in einer auch heute noch sehr gültigen Architektur der späten 1960er-Jahre, entworfen von Trix und Robert Haussmann.

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