
We missed you dearly, LANGE NACHT 2020!
Wir können einfach nicht ohne, darum die schönsten Momente der LANGEN NACHT der letzten Jahre.
Die Archäologische Sammlung hat am 26. April nach einer längeren Sanierung des Gebäudes und der Ausstellungsräume wieder ihre Türen geöffnet. Die Dauerausstellung präsentiert sich neu. Objekte wurden verschoben, gereinigt und neu arrangiert. Zu diesem Prozess wollten wir mehr wissen – und während dieser Zeit Martin Bürge, dem Kurator der Archäologischen Sammlung, etwas über die Schulter schauen.
Herr Bürge, am Anfang der Neuausrichtung einer Dauerausstellung steht ein Konzept – wer ist dafür verantwortlich und wie sieht der Prozess aus hin zur fertigen Ausstellung?
Gesamtverantwortlich ist der Direktor der Archäologischen Sammlung, Prof. Dr. Christoph Reusser. Die Sammlungsdirektion ist für ihn allerdings nur einer unter vielen «Hüten», die er trägt neben der Administration, Forschungsverantwortung und Lehre des Fachbereichs Klassische Archäologie. Sein Zeitbudget für den Aufbau der Dauerausstellung ist also begrenzt. Ich als Kurator spreche mit ihm die Grundzüge des Konzepts ab und verfeinere diese, um sie dann in Absprache und in Zusammenarbeit mit dem ganzen Museumsteam umzusetzen.
Wer plant die Abfolge, das Erlebnis und schlussendlich die Anordnung der Objekte einer neuen Dauerausstellung?
Die Planung der genauen Abfolge und die Anordnung der Objekte liegt in erster Linie bei mir. Neben dem Direktor und mir bleiben mit knapp drei Vollzeitstellen (Assistentin, Registrarin, Restaurator-Konservator, Fotograf) wenig personelle Ressourcen für die Wiedereinrichtung, da wir alle nicht nur dafür eingesetzt werden können, sondern tagtäglich auch massgeblich in Forschung und Lehre unseres universitären Fachbereichs eingebunden sind.
Was ist das Ziel der neuen Dauerausstellung, resp. warum wird sie überhaupt neu? Wie hängt dies mit der Sanierung des Gebäudes an sich zusammen?
Die Sanierung unseres in weiten Teilen denkmalgeschützten Gebäudes war an sich schon ein hochkomplexes Projekt. Die «Alte Augenklinik» von Staatsbaumeister Otto Weber (1844–1898) ist ein bedeutender historischer Bau im Stile der Neorenaissance aus dem Jahre 1894. Zudem fand die Sanierung im Vollbetrieb statt. Für die Objekte der Sammlung ist es konservatorisch ungünstig und zu teuer, sie auszulagern. Darum musste alles innerhalb des Gebäudes umgelagert werden. Fehlende Rochade-Flächen waren ein weiteres Problem.
Nach eineinhalb Jahren Bauzeit unterschiedlicher Intensität ist nichts mehr so, wie und wo es vorher war. Besonders das 1. Untergeschoss erfährt durch die Sanierung eine bedeutende museale und optische Aufwertung. Es ist unabdingbar, alles wieder neu zu machen, da das Gebäude sich ebenfalls verändert hat. Auf Elemente, die vorher schon bestanden, greifen wir aber selbstverständlich zurück – bietet es sich an, kombinieren wir sie hingegen neu.
Das jetzige Konzept teilt sich zunächst in zwei Hauptbereiche, wie überhaupt unsere Sammlung gewissermassen zweigeteilt ist: Einerseits besitzen wir eine umfangreiche Sammlung von originalen antiken Objekten und anderseits eine Sammlung von Gipsabgüssen antiker Skulpturen. Letztere besteht aus etwa 1500 Stücken, die 1:1 die Originale in den Museen in aller Welt wiedergeben und seit dem Jahre 1854 bis heute systematisch aufgebaut und weiterentwickelt wurden. Wir verfolgen mit den Gipsen in erster Linie eine chronologische Abfolge der Aufstellung, sodass anhand der Gipsabgüsse die gesamte Kunstgeschichte antiker Plastik von der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. bis zum Ende des Römischen Reichs nachvollzogen werden kann. Gewisse Objekte, insbesondere Reliefs, werden neu auf mobilen Trägern montiert. Das Ziel dabei ist, dass nicht nur die Skulpturen, die durch unser Personal schon jetzt relativ leicht verschoben werden können, sondern auch die Reliefs mobiler werden. So können wir sie in kurzer Zeit neu zusammenstellen, wenn dies z. B. für eine Führung oder einen Kurs mit Studierenden nötig ist.
Etwas anders stellt sich die Aufgabe in unserer Sammlung originaler antiker Objekte, die alle Gattungen wie Skulptur, Keramik, Glas, Metallgegenstände usw. aus den letzten 6'000 Jahren der Kulturgeschichte des Mittelmeerraums, Ägyptens und Mesopotamiens umfasst. Hierbei handelt es sich um gegen 10'000 Objekte – von der kleinsten Scherbe bis etwa hin zu unseren monumentalen assyrischen Reliefs. Wir verfolgen hier ein Konzept, das die Chronologie, die Kulturräume, ihre Geografie und Themenbereiche verschränkt, soweit dies grundsätzlich und auf der Basis des vorhandenen Materials zu leisten ist. Beim Aufbau mussten zuerst die unverrückbaren Eckpunkte gesetzt werden, also der Platz der Grossobjekte. Danach werden die Vitrinen platziert, wobei es bei unseren insgesamt engen Raumverhältnissen buchstäblich manchmal auf den Zentimeter ankommt – schliesslich muss auch möglichst alles barrierefrei zugänglich sein. Dann können die Vitrinen mit den Objekten bestückt und die frei stehenden mobileren Objekte zwischen die bereits stehenden und die Vitrinen gestellt werden. Und vor allem: Es kommt immer ein wenig anders, als man denkt – viele Details können oft erst direkt beim Aufstellen entschieden werden. Da ist dann wirklich etwas Erfahrung, Pragmatismus, Flexibilität und Kreativität gefragt, ein immer sehr spannender Abschnitt des Aufbaus, weil daraus auch immer wieder neue Perspektiven erwachsen.
Worauf dürfen sich die Besucher*innen besonders freuen? Gibt es Dinge, die es in der früheren Dauerausstellung nicht zu sehen gab oder solche, die verschwinden?
Ende 2018 bis März 2019 fand unsere letzte grosse Sonderausstellung über den im Athen des 6. Jh. v. Chr. tätigen Töpfer und Vasenmaler Exekias statt, der wohl bedeutendste seines Fachs und seiner Epoche überhaupt. Wir vermochten dafür einen grossen Teil seines Werks als Leihnahmen aus den USA und ganz Europa zusammenzutragen. Eine solche Ausstellung können wir aus sicherheitstechnischen Gründen nur in den Räumlichkeiten der Originalsammlung durchführen – folglich muss dafür jeweils die ganze Dauerausstellung ausgeräumt werden. Durch die Sonderausstellung mussten wir die Präsentation der mesopotamischen und besonders auch ägyptischen Sammlung etwas hintanstellen, was sehr bedauerlich war. Nicht zuletzt auch deshalb stellen wir die beiden Kulturräume nun an den Anfang des Rundgangs in der Originalsammlung. Das wird viele Liebhaber*innen ägyptischer Antiken freuen.
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